„Funktionalität ist bei der Planung von Gewerbe-Bauten in der Regel oberste Prämisse. Nicht so beim Mini-Autohaus im Schwandorfer Stadtsüden. Hier ging es darum, durch ein repräsentatives Gebäude die Emotionen, das Lebensgefühl, das Kunden mit der Marke Mini verbinden, auszudrücken – und zwar im Rahmen der vom Konzern vorgegebenen Corporate Identity (CI). Was die Aufgabe für das Büro Huber Architekten aus Regensburg noch zu einer besonderen Herausforderung machte, war die Vorgabe „Schwarz“.
„Das war schon sehr bestimmendes Thema in der Planung“, sagt Gerhard Gramalla, Dipl.-Ing. (FH), Architekt und Geschäftsführer bei Huber Architekten. Denn planen und zeichnen lasse sich ein schwarzes Gebäude leicht, aber in der technischen Umsetzung gebe es viele knifflige Fragen: von ganz entscheidenden wie der Ausführung der Fassade, die sich zu stark aufheizen könnte, bis hin zu gestalterischen Details wie dem schwarzen Fensterbrett. Doch für alle Fragen wurden im Zusammenspiel zwischen Architekt und Bauherr Johann Baptist Lell zufriedenstellende Antworten gefunden.
Und so steht das Mini-Autohaus seit der Fertigstellung im September 2008 „richtig monumental da, ich bin superhappy damit“, freut sich Lell. Und die Reaktionen der Kunden? Anfangs hätten sich schon manche über den „schwarzen Kasten“ gewundert. Aber mit jedem Monat, der vergangen sei, seien die Stimmen positiver geworden. Kunden aus der gesamten nördlichen Oberpfalz nähmen die Anfahrt nach Schwandorf gerne in Kauf, um sich hier im Mini-Autohaus zu informieren. „Man verbindet die Marke Mini mittlerweile mit dem Gebäude“, sagt Lell. Die Stand-Alone-Lösung in Schwandorf habe auch beim Konzern selbst große Beachtung gefunden, sie haben eine Vorreiter-Rolle in Deutschland. Anderswo sind die Mini-Verkaufsflächen oftmals noch direkt an BMW-Autohäuser angeschlossen.
Kreativität in einem engen Korsett.
2007 hat man im Autohaus Lell den Mut gefasst, für die Marke Mini komplett neu zu investieren. Dafür bot sich das rund 10.000 Quadratmeter große Grundstück an der Industriestraße an. Städtebauliche Zwänge gab es dort fast keine, allerdings waren die Vorgaben des Konzerns in Sachen Corporate Identity umfangreich. „Sich in diesem Korsett zu bewegen und dabei noch etwas Kreatives herauszuholen, das war die besondere Herausforderung“, so Gerhard Gramalla. „Die Themen Kubus und Schwarz waren vorgegeben, bei der Form des Baukörpers gab es schon Freiheiten. Was wir gemeinsam mit dem Architekten kreiert haben, war die Idee, das Gebäude in die Höhe zu treiben“, sagt Johann Baptist Lell. Auch die kleine Kaffeebar mit Terrasse war ein Wunsch des Bauherren. „Wir wollen dem Kunden die Verweildauer so angenehm wie möglich machen.“ Hier trifft sich auch regelmäßig ein Mini-Stammtisch.
Das Raumprogramm für das Mini-Autohaus war sehr knapp: Verkaufsraum, Toiletten, Kaffeebar und ein Besprechungsraum. Das Gebäude wurde auf ein Achsraster von fünf mal fünf Metern aufgebaut und ist ein massiver Stahlbetonskelett-Bau. Nur eine Fassadenseite ist geschlossen, an drei Seiten prägen große Glasflächen innerhalb des schwarzen Skeletts die Optik. „Die Tragkonstruktion ist außen abzulesen, man versteht das Gebäude“, sagt Gerhard Gramalla. Entscheidend zur monumentalen Wirkung trägt auch die „Krone“ bei, also eine dritte Ebene der schwarzen Ständer-Konstruktion, die nochmals drei Meter über das eigentliche Flachdach hinausragt. Auf Dachüberstände wurde zugunsten der Klarheit der Fassade verzichtet.
Im Inneren des Gebäudes ist die Konstruktion ebenfalls klar abzulesen, beispielsweise an den Stahltrapezblechen an der Decke. Auch die Lüftungsrohre werden bewusst gezeigt – sind aber natürlich schwarz. Der Boden ist schwarz gefliest, die Fensterbänke sind aus schwarzem Glas, die Möbel im Besprechungsraum, der über dem Showroom an der Decke hängt, sind schwarz.
„Das ist kompromisslos durchgestylt von Anfang bis Ende“, sagt Lell. Da kommen die farbigen Frames von Mini in Orange, Lila oder Grün und die farbigen Fahrzeuge besonders gut zur Geltung. Der Eingang in den Showroom, der Platz für fünf Mini-Modelle und die dazugehörende Produktwelt bietet, wurde durch einen orangefarbenen Rahmen besonders betont. „Das Gebäude nimmt sich sehr zurück, die Marke steht im Mittelpunkt“, so Gramalla. Durch die großen Glasflächen ist das Mini-Haus im Inneren sehr hell und offen.
Architekt und Bauherr waren sich in der extremen Ausprägung, die das „Schwarz“ erhalten hat, von Anfang an einig. Aber auch die am Bau beteiligten Firmen und Hersteller haben das Konzept schließlich aus Überzeugung mitgetragen, blickt Gerhard Gramalla zurück. Und so konnte die geschlossene Fassadenseite mit einem mineralischen Wärmedämmverbundsystem mit Sonderzulassung des Herstellers versehen werden – ebenfalls in Schwarz.
Das Mini-Autohaus ist laut Lell nicht nur ein schwarzes, sondern auch ein grünes Gebäude – im übertragenen Sinn. Es ist an die Fernwärme angeschlossen und mit Fußbodenheizung ausgestattet. „Raumklima und Isolierung sind perfekt“, ist der Bauherr zufrieden. Im Winter gebe es keine beschlagenen Scheiben, im Sommer seien die Temperaturen trotz der großen Glasflächen angenehm. Auf dem Flachdach ist eine Photovoltaik-Anlage aufgeständert. Die rund 290 Stellplätze auf dem Gelände sind mit versickerungsfähigem Pflaster ausgelegt, das Oberflächenwasser wird in unterirdischen Rigolen gesammelt, einer Art Pufferspeicher, der Regenwasser aufnimmt und nach und nach versickern lässt.“ Petra Beer-Dausch für die Mittelbayerische Zeitung September 2012